Es kommt die Zeit, in der XXL-Mann etwas für seine Gesundheit tun muss. Bei mir war es eine Lungenembolie mit anschließender Reha, die dazu führte, mich wieder etwas mehr sportlich zu betätigen. Im Sommer kann ich raus in die freie Natur – aber was mache ich im Winter, wenn es nach der Arbeit draußen dunkel und ungemütlich ist? Fitnessstudio? Ist nicht so meins, so bleiben die eigenen vier Wände. In der Reha konnte ich die verschiedensten Fitnessgeräte ausprobieren, so stand für mich fest: Entweder ein Liegeergometer oder ein Rudergerät sollte es sein. Ich entschied mich für Letzteres, jetzt ging es noch darum: Welches Rudergerät eignet sich für einen großen und schweren Mann?
Warum ein Rudergerät?
Zunächst einmal möchte ich erklären, warum ich mich letztlich für ein Rudergerät und gegen den Ergometer entschieden habe:
Beide Fitnessgeräte eignen sich perfekt für das Cardiotraining – sind also gut für die Stärkung des Herzes. Wenn es nur ums Abnehmen geht, tun sich beide Geräte nicht viel: Pro Stunde Training lassen sich 400 bis 800 kcal verbrennen. Allerdings hält man ein Ergometertraining länger durch. Wer also rein aufs Abnehmen schaut, der ist mit einem Ergometer besser bedient.
Jetzt kommt aber einer der Gründe, warum ich mich für ein Rudergerät entschieden habe: Es werden sehr viel mehr Muskelgruppen beansprucht. Experten sprechen davon, dass beim Rudern die Kraft zu 60 Prozent aus den Beinen, zu 30 Prozent aus der Pendelbewegung und zu 10 Prozent aus den Armen kommt. Insgesamt werden rund 85 Prozent aller Muskeln in unserem Körper in Bewegung versetzt:
- Bauchmuskeln
- Beinmuskeln
- Oberschenkelmuskeln
- Unterschenkelmuskeln
- Gesäßmuskeln
- Rückenmuskulatur
- Muskeln auf Schulterhöhe
Wer sich einmal Ruderer angeschaut hat, der wird bemerkt haben, dass die alle sehr wohlproportioniert sind. Da mich ich zwar noch weit von entfernt – aber man wird doch mal träumen dürfen.
Der zweite Grund, warum ich mich für ein Rudergerät und gegen ein Liegeergometer entschieden habe, war der Platzbedarf. Ich habe lediglich einen kleinen Raum zur Verfügung, der zusätzlich noch mein Büro und Ankleidezimmer ist. Viele Rudergeräte lassen sich nach dem Workout platzsparend zusammenklappen oder hochkant aufstellen.
Darauf solltet ihr beim Kauf achten
Im Handel sind Rudergeräte bereits ab einem Preis von 200 bis 300 Euro erhältlich. Ob die was taugen, sei dahingestellt. Auf jeden Fall sind sie nicht für große und schwere Menschen geeignet. Mir war daher von Anfang an klar, dass ich etwas mehr Geld in die Hand nehmen muss. Ich habe mir etwa 1.200 Euro als Limit gesetzt.
Hier kommen verschiedene Kaufkriterien:
- Das Gerät sollte gut verarbeitet und standfest sein
- Achtet auf die Geräuschentwicklung – gerade in Mehrfamilienhäusern
- Es sollte ein ruckfreies Training möglich sein
- Der Gleitsitz sollte bequem sein und sich reibungsfrei bewegen
- Der Trainingscomputer sollte einfach übersichtlich sein
- Ein Pulsmesser ist super, ich nutze dafür jedoch meine Smartwatch
- Das Gerät sollte für die eigene Körpergröße passen
- Das Gerät sollte das eigene Körpergewicht tragen können
Die letzten beiden Punkte sind für große und schwere Männer (und Frauen) natürlich besonders wichtig. Viele Geräte haben eine Tragfähigkeit von höchstens 120 kg, andere tragen 150 kg, einige wenige sind auf 180 kg oder gar 200 kg ausgelegt. Gleiches bei der Körpergröße. Ich bin 1,96 m groß, da kann ich nicht jedes Rudergerät verwenden.
Generell lässt sich hinsichtlich der Belastbarkeit sagen: Neben der Rahmenkonstruktion kommt es noch auf das Eigengewicht und die Größe der Standfläche an. Je stabiler das Rudergerät, desto höher lässt es sich maximal belasten und desto langlebiger ist das Gerät.
Welches Widerstandssystem ist zu empfehlen?
Ein Schlüsselparameter bei Rudergeräten ist das Bremssystem bzw. Widerstandssystem. Der Widerstand beim Rudern wird mit Luft, Magnete oder über einen mit Wasser befüllten Wassertank erzeugt:
- Recht verbreitet sind Geräte mit Magnetbremse. Das System ist sehr ausgereift und ermöglicht eine gleichmäßige und geräuschlose Zugbewegung. Der Trainingswiderstand lässt sich in mehreren Stufen verstellen.
- Bei einem Rudergerät mit Luft-Widerstand wird die Bremswirkung mit Hilfe von Luft reguliert. Der Widerstand steigt mit der Zugintensität. Es sind fließende und ruckfreie Ruderzüge möglich – die Geräte benötigen zudem keinen Stromanschluss.
- Ein absolut realistisches Rudergefühl bieten Geräte, die mit einem Wasser-Widerstand arbeiten. Der Widerstand wird durch den Wasserstand im Tank und durch die Zugintensität reguliert. Dadurch lassen sich sehr individuelle und unterschiedliche Trainingsreize setzen.
- Weiterhin gibt es Hybridsysteme, die mit einer Kombination aus Luft- und Magnet-Bremssystem arbeiten. Bei diesen Systemen lässt sich der Widerstand einerseits elektrisch einstellen, anderseits verhält der Widerstand auch abhängig von der Zugstärke.
Die Wahl des Widerstandssystems ist eigentlich Geschmackssache und es ist nicht so, dass für große und schwere Menschen ein Widerstandssystem besser als das andere ist. Ich habe mich dennoch für ein Wasser-Widerstandssystem entschieden. Hier spielte zum einen die Optik eine Rolle, zum anderen mag ich die Rudergeräusche und das plätschernde Wasser.
Nicht zuletzt ist das Gerät bei der Anlieferung auch leichter als ein Rudergerät mit einer fetten Magnetbremse. Das Wasser wird erst vor Ort eingefüllt. Zusammen mit einer Chlortablette, damit es frisch bleibt. Das muss in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Eine Wasserbremse ist hier etwas aufwändiger in der Wartung.
Mit Ausleger oder Seilzug?
Rudergeräte arbeiten entweder mit der Ausleger- oder Seilzugtechnik. Bei der Auslegertechnik gibt es rechts und links jeweils ein „Ruder“, das heißt, jeder Arm wird separat bewegt. Auf den ersten Blick scheint das dem „echten rudern“ sehr nahe zu kommen. Gerade für Einsteiger ist das System jedoch nicht sonderlich zu empfehlen, weil alles doch recht unharmonisch und unausgewogen funktioniert.
Besser eignen sich Rudergeräte mit Seilzug-Technik. Hier liegen beide Hände an einem Griff und der Rollsitz läuft auf Ruderschienen vor und zurück. Somit sind ausgewogene und lang gestreckte Ruderbewegungen möglich. Wer Einsteiger wie ich ist, für den ist das wesentlich einfacher zu handeln. In der Reha habe ich gemerkt, dass man da relativ schnell „drin“ ist.
Einige Dinge sollte ihr beim Rudern jedoch beachten:
- Haltet den Rücken gerade und kontrolliert regelmäßig eure Körperhaltung
- Lehnt euch beim Ziehen nicht zu weit zurück – der Winkel sollte ungefähr 45 Grad betragen
- Rudert gleichmäßig und nicht ruckartig
Welche Rudergeräte sind für schwere Menschen zu empfehlen?
Verschiedene Punkte, auf die ihr bei der Wahl des Rudergerätes achten solltet, habe ich bereits ausführlich erläutert. Für schwere Männer ist die Tragfähigkeit natürlich ein Hauptkriterium. Wer zusätzlich noch groß ist, sollte auf die Herstellerangaben achten. Nicht alle Geräte sind für Zweimeter-Männer gleichermaßen geeignet.
Bei meiner Recherche habe ich recht schnell gemerkt, dass Rudergeräte aus Holz häufig eine höhere Tragfähigkeit besitzen als welche aus Holz. Viele tragen 150 kg, andere 180 kg und ich habe sogar welche gefunden, die 200 kg und mehr tragen können.
Dass ich ein Gerät mit Wasser-Bremse haben wollte, habe ich bereits geschrieben. Ein weiteres Kriterium kommt jetzt dazu – es soll aus Holz sein. Auch optisch gefallen mir diese Geräte wesentlich besser als die aus Metall.
Zwei Geräte in der engeren Auswahl
Letztlich bleiben zwei Geräte in der engeren Auswahl: Das Neeze-Rudergerät aus Buchenholz und das Skyrke II von Skandika. Das wird aus kanadischer Eiche gefertigt. Das Geräte von Neeze soll 200 kg tragen, das Skandika-Gerät 180 kg.
Der Vorteil von Neeze: Es ist einige hundert Euro günstiger und ist tragfähiger. Der Vorteil des Skyrke II: Es sieht stylischer aus und hat mehr Zusatzausstattung wie zum Beispiel einen Bluetooth-Receiver, selbst ein Akku-Ladegerät mit Batterien ist dabei.
Letztlich viel meine Entscheidung zugunsten Skandika, da ich über diesen Hersteller einfach mehr Informationen im Internet finden konnte. Über Neeze gibt es praktisch nichts zu finden, das finde ich schon einmal seltsam. Irgendwer muss doch hinter der Marke stecken. Aber scheinbar gibt es nicht einmal eine Website.
Da hilft es auch nichts, dass das Rudergerät von Neeze sofort lieferbar ist, während ich auf das von Skandika einen Monat warten muss. Das schaffe ich aber auch noch, nachdem ich so lange meine sportlichen Aktivitäten ziemlich vernachlässigt habe.