Männer und die Küche – längst treffen hier keine zwei Welten mehr aufeinander. So auch bei mir, ich habe sogar mit flott-kochen.de eine eigene Website, wo ich meine Rezepte vorstelle. Ich stehe also recht häufig am Herd oder der Arbeitsplatte, was bei herkömmlich geplanten Küchen recht schnell an den Rücken geht. Bei einer Größe von fast zwei Metern ist immer alles zu niedrig – von der Arbeitsplatte über den Herd bis hin zur Spüle. Ich habe daher einmal zusammengestellt, auf was große Menschen bei der Küchenplanung alles achten müssen.
Arbeitsflächenhöhe auf Körpergröße abstimmen
Gerade bei größeren Menschen ist es wichtig, dass alles etwas höher ist, wobei das Kochfeld nicht ganz so hoch sein muss wie die Arbeitsfläche. Für durchschnittlich große Menschen liegt die optimale Arbeitshöhe in einem Bereich zwischen 85 und 95 Zentimeter.
Wenn du annähernd zwei Meter groß bist, kannst du hier gute und gerne 20 Zentimeter obendrauf packen – also zwischen 105 und 115 Zentimeter.
Die optimale Arbeitshöhe lässt sich übrigens auch berechnen:
Ziehe einfach vom rechtwinklig ausgestreckten Arm 10 bis 15 Zentimeter ab und du hast die erforderliche Höhe der Arbeitsplatte. Noch eine Berechnungsmöglichkeit: Körpergröße in Zentimeter geteilt durch 1,8 = Arbeitsflächenhöhe in Zentimeter.
Der Kochbereich kann bis zu 25 Zentimeter niedriger ausfallen, das liegt an der Höhe der Kochtöpfe. Es ist äußerst unbequem, wenn ihr die Arme beim Umrühren hoch halten müsst.
Andersrum verhält es sich bei der Spüle, die durchaus etwas höher als die Arbeitsplatte sein kann. Allerdings entstehen dabei Ecken und Kanten, an denen sich zusätzlich Schmutz absetzen kann. Wer eine Spülmaschine besitzt, kann auf eine erhöhte Spüle verzichten, da er eh nicht lange dort arbeitet.
Sollen in der Küche große und kleine Menschen arbeiten? Dann dürft ihr die Arbeitsplatte natürlich nicht zu hoch einplanen, denn zu hoch ist fast so schlimm als zu niedrig. Wer das entsprechende Budget zur Verfügung hat, kann sich eine höhenverstellbare Arbeitsplatte einbauen lassen. Es gibt sogar höhenverstellbare Kochinseln oder Spülen. Schaut hier.
Die richtige Greifhöhe
Zur ergonomischen Ausstattung einer Küche gehört auch, dass die einzelnen Gegenstände in der richtigen Greifhöhe gelagert werden. Generell gilt: Lagert das, was ihr am häufigsten benötigt so, dass ihr euch möglichst wenig strecken oder bücken müsst – also zwischen Knie- und Augenhöhe. Außerdem sollten die schweren Gegenstände eher unten, die leichten Küchenutensilien eher oben aufbewahrt werden.
Optimal ist es, weil weniger gefährlich, wenn ihr in der Küche ohne Trittleiter auskommt. Aber das ist bei uns großen Menschen sowieso häufig der Fall. Die maximal erreichbare Greifhöhe bei einem Küchenoberschrank ergibt sich aus der Körpergröße plus 35 Zentimeter.
Ein Beispiel: Bist du 190 cm groß, kannst du also bis maximal 225 Zentimeter (190 cm + 35 cm) den Boden in einem Oberschrank erreichen.
Bei Unterschränken kommt es weniger auf die Greifhöhe, als vielmehr auf die Art der Türen an. Hier sind Auszugsschränke zu bevorzugen, bei denen ihr euch nicht zu sehr nach unten bücken müsst. Selbst Gegenstände aus der hintersten Ecke lassen sich bequem entnehmen.
Ergonomisch eingebaute Elektrogeräte
Oft bilden Herd und Backofen eine Einheit – der Ofen ist dann ganz weit unten. Gerade für uns große Menschen. Wenn möglich solltet ihr euch daher einen hocheingebauten Backofen gönnen. Als Einbauhöhe richtet sich nach der Körpergröße und sollt so sein, dass ihr das Gargut mit leicht angewinkelten Armen leicht entnehmen könnt. In der Regel liegt die Höhe zwischen 100 und 120 Zentimetern.
Das Gleiche gilt prinzipiell für den Geschirrspüler. Der lässt sich wesentlich einfacher aus- und einräumen, wenn er nicht auf dem Boden steht. Wenn es der Platz hergibt, solltet ihr unbedingt darüber nachdenken, den Spüler etwas höher zu setzen.
Verwendet ihr häufig andere Küchenmaschinen – wie zum Beispiel eine Mikrowelle, Dampfgarer oder Kaffeevollautomat, sollten diese ebenfalls höher stehen. Praktisch sind Einbaumikrowellen, denn dann sind sie aus dem Weg und stören nicht den sonstigen Arbeitsablauf.
Bei der Dunstabzugshaube solltet ihr euch als große Menschen für ein schräg gestelltes Gerät entscheiden. Nur so habt ihr genügend Kopffreiheit und werdet beim Brutzeln und Schmoren am Herd nicht gestört.
Laufwege optimieren
Ok – diesen Tipp sollten wir schweren Menschen eher vernachlässigen, denn jeder Weg macht schlank, wie wir immer wieder zu hören bekommen. Ich habe aber irgendwo gelesen, dass wir in einer willkürliche geplanten Küche im Jahr etwa 180 Kilometer zurücklegen, in einer ergonomischen Küche hingegen nur etwa 70 Kilometer.
Erreichen könnt ihr das dadurch, dass ihr die Küche in verschiedene Arbeitsbereiche aufteilt und die Gegenstände dort aufbewahrt, wo ihr sie benötigt. So zum Beispiel Töpfe oder Gewürze in der Nähe des Herds, die Abfalleimer in der Nähe der Spüle.
So habe ich es gemacht
Wir haben keine Einbauküche, sondern den Raum individuell mit verschiedenen Möbelstücken ausgestattet. Ein Regal habe ich mitgebracht, zwei Hängeschränke und einen antiken Apothekerschrank meine Lebensgefährtin. Den Rest haben wir zusammen gekauft. Das gilt auch für die Elektrogeräte, wobei wir keinen Geschirrspüler besitzen – wir spülen noch mit der Hand. Unglaublich – oder?
Dafür haben wir einen Bartisch direkt vor dem Fenster stehen. Dort schnibble ich alles, was später in die Pfanne oder in den Backofen soll. Er ist schön hoch, so dass ich meist ohne größere Rückenprobleme aus der Küche komme.
Höher sind außerdem zwei Küchenschränkchen sowie die Spüle. Die haben wir auf Holzbalken gestellt und vorne mit weiß beschichteten Sperrholzplatten verkleidet. Da die Schränkchen ebenfalls weiß sind, fällt überhaupt nicht auf, dass etwas anders ist.
Weiterhin hängen bei uns die Regale wahrscheinlich etwas höher als bei normalgroßen Menschen. Auf einem Regal staple ich meine Pfannen und Töpfe, im anderen Regal stehen ein Teil meiner zahlreichen Kochbücher. Wobei ich zu meiner Schande gestehen muss, dass ich die meisten noch gar nicht richtig angeschaut habe. Meist koche ich frei Schnauze. Aber wenn ich die Bücher im Laden sehe, will ich sie unbedingt haben.
Kühlschrank und Herd sind beides einzelne Standgeräte und nicht ergonomisch optimiert. Ok – der Kühlschrank ist fast so groß wie ich, da war nicht mehr viel Platz nach oben. Und unten an die Gefrierfächer muss ich sowieso nicht allzu häufig. Schade finde ich nur, dass ich mich zum Backofen nach unten bücken muss. Aber eine Pizza oder einen Auflauf reinzupacken und wieder rauszuholen schaffe ich gerade noch.